Einen Moment überlegte Sam. Irgendetwas mochte er an Smirrat nicht, doch alle anderen wirkten sehr freundlich auf ihn. Unschlüssig wo er überhaupt hinwollte entschloss er sich schließlich, ihnen beizutreten.
"Gut," sagte Smirrat grinsend schließlich: "Du solltest allerdings nicht vor dem Tor stehen bleiben, sie könnten immer mal die Wagons überprüfen. Komm hier hin!".
Sam ging auf die Gruppe zu, die an der Wand Platz zwischen sich gemacht hatten. "Hast du irgendetwas nützliches dabei?", fragte Smirrat. "N...nein, ich habe nichts", antwortete Sam schüchtern. "Na toll, eine weitere Last!", seufzte er nur, dann wand er sich dem Jungen neben sich zu und unterhielt sich mit diesem weiter.
Ein Mädchen neben Sam drehte sich zu ihm um: "Warum bist du eigentlich alleine unterwegs, und wo wolltest du eigentlich hin?" "Ich hab niemanden," antwortete Sam etwas versteift: "und ich weiß nicht was ich sonst machen soll." "Und deine Eltern?", fragte sie mit neugierigem Blick. "Meine Eltern sind tot", antwortete Sam. "Oh, es tut mir Leid, ich wusste nicht...", beschämt schaute sie auf dem Boden. "Schon okay", tröstete er sie: "Sie sind schon tot seid ich 10 bin. Und was ist mit euch?" Das Mädchen lächelte: "Wir sind aus M´rar. Wir wollten einfach alle weg von dort, und so entschieden wir uns nach Shadow Island zu gehen, um dort neu anzufangen. Du hast sicher schon von Shadow Island gehört." "Ehrlich gesagt nein"
Verblüfft schaute sie ihn an: "Wie kann man davon nichts gehört haben? Shadow Island ist eine große Insel im Vidalschen Meer. Auf dieser Insel sind die Tempel der Delaren, und außerdem ist dort das Weltdepot!"
"Das Weltdepot?", fragte Sam. "Ja, das Weltdepot! Eine riesige Gebäudeanlage, erbaut von antiken Völkern! Es ist wie ein Netz unter der gesamten Insel! Die oberen Etagen werden als gigantische Stadt genutzt, die darunter für die Einlagerung von Waren aus der ganzen Welt und direkt darunter liegt die Kanalisation. Doch die Anlagen gehen noch viel tiefer hinunter! Manche sagen sogar, sie wären so tief, dass sie den Erdkern berühren. Ich wollte schon immer dort hin und es mir anschauen."
Ein starker Ruck ging durch die Wagons. Beinahe stürzte Sam, konnte sich im letzten Moment jedoch noch fassen. "Weshalb halten wir an?", fragte ein verängstigter Junge, etwas jünger als Sam. "Ich weiß nicht," antwortete Smirrat und ging an eines der Tore. Vorsichtig lugte er hinaus und erschrak. "Wegbelagerer! Sie kommen hier hin!"
Panik stieg in Sam auf. Er spürte wie das Blut in seinen Adern schneller floss. "Und nun?", fragte der verängstliche Junge neben Sam. "Sie werden die Kisten öffnen und schauen was darinne ist! Wir müssen hier raus!", antwortete ein anderer älterer Junge. "Und dann? Meinst du denen fällt nicht auf wenn ein paar Jugendliche einfach von dem Gleis Zug wegrennen? Wir sind irgendwo zwischen T´halot und Naéga! Da draußen ist nichts außer Schnee und Geröll!".
Schritte näherten sich von außen. Man hörte das Tor des Wagons vor ihnen aufgehen. "Schnell, versteckt euch!", zischte Smirrat, und alle suchten sich ein Versteck. Manche versteckten sich unter Laken, die ein paar Kisten überdeckten, andere stellten sich einfach in eine Ecke hinter ein paar Kisten oder krochen unter die Regale, auf denen die Pakete gelagert waren. Hektisch schaute sich Sam um. Alle Plätze waren besetzt.
Von draußen hörte man das scharrende Geräusch des schließenden Tores des vorderen Wagons, dann die stampfenden Schritte durch den Schnee, die langsam näher kamen. Sam erkannte einen Spalt zwischen zwei Regalen. Die Schritte waren nur noch wenige von der Türe entfernt. Schnell lief er zum Spalt und zwängte sich hinein. Fast erreichten die Schritte die Türe. Sam bemerkte, dass er das Versteck des ängstlichen Jungen, bestehend aus einem alten Laken. beim vorbeirennen verrückt hatte. Nun versuchte dieser hektisch an das verrückte Tuch zu kommen, doch seine Arme waren zu kurz um es zu erreichen. Sam konnte ihn nicht im Stich lassen. Schnell zwängte er sich zurück aus den Regalspalt. Die Schritte klangen nun kurz vor dem Tor.
Sam beeilte sich so schnell er konnte. Angstschweiß ran über sein Gesicht und sein Herz schien aus seiner Brust springen zu wollen. Schnell zog er das Laken richtig, als plötzlich...
Mit einem kräftigen Ruck öffnete sich das schwere Stahltor des Wagons. Ein großer Mann stand in der Türe. weiße Fälle überzogen einen großen Teil seines Körpers. Sein Gesicht war von einem schwarzen Schal und einem Bärenkopf, der zu einem Helm umgebaut wurde, verdeckt, und über seinen Körper hing ein Tragesystem aus mehreren Gürteln, an denen verschiedene Taschen, Messer und Brandbomben befestigt waren. Mit seinen schweren Lederstiefeln durchwanderte er den Wagon. In der Mitte angekommen drehte er sich und schaute sich um. Sein Blick schweifte Sams Versteck. Sam, der alles von seinem Versteck sehen konnte, stockte der Atem. Er versuchte sein Herz zu beruhigen, in der Angst, man könne seinen Herzschlag hören. Doch der Bandit realisierte ihn nicht, ging an die Schwelle des Wagons und rief hinaus: "Apreshka! Valtapodta." Ein Lachen ertönte von irgendwo hinter des Wagons, dann verließ er den Zug wieder und schob die Türe wieder zu, durch der ein kalter Wind zischte.
Noch einen Moment dauerte es, dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung.
Smirrat begab sich als erstes wieder aus seinem Versteck. Er seufzte: "Das war knapp!". Auch die anderen kamen nach und nach heraus. Der ängstliche Junge kroch unter dem Laken her. "Danke! Ohne dich wäre ich sicher entdeckt worden", sagte er freudestrahlend zu Sam, dessen Gesicht immernoch nass war. "Schon okay;" antwortete er während Röte in sein Gesicht schoss.
Sam drehte sich zu ihr um. Erst jetzt erkannte er ihr Aussehen richtig.
Sie hatte dunkle, braune Haare und ein schmales Gesicht. Ihre Augen leuchteten im Sonnenlicht in ein intensives Blaugrün. Ihr Gesicht war schmal und hatte zarte Konturen. Sie lächelte ihn an: "Bald sind wir in Aask, der Stadt der Verden.
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